Ratgeber


Arzneimittel auf Reisen

Arzneimittel auf Reisen

Richtig lagern und transportieren
Arzneimittel sind empfindliche Produkte. Eine besondere Herausforderung ist der richtige Umgang mit Medikamenten bei sommerlicher Hitze. Die Landesapothekerkammer Hessen gibt wertvolle Tipps.
  • Ist der nächste Urlaub schon in Sicht? Dann sollten Sie daran denken, rechtzeitig Ihre Reiseapotheke zu überprüfen: Welche Arzneimittel sollen mit? Wie lange sind die Arzneimittel noch haltbar? Und sind alle benötigten Arzneimittel in ausreichender Menge vorrätig? Wenn Vorrat und Haltbarkeit gewährleistet sind, kann es losgehen. Der Transport und die richtige Aufbewahrung von Medikamenten während der Reise sind mit ein paar Tricks eine gut lösbare Aufgabe.

    Mit Medikamenten reisen: Auch unterwegs gut vorbereitet

    Stellen Sie während der Fahrt sicher, dass Sie die Arzneimittel keiner Hitze aussetzen. In einem Auto werden die Hutablagen und Armaturenbretter erfahrungsgemäß am heißesten – keine guten Plätze für Arzneimittel. Auch das Innere eines geschlossenen Handschuhfachs kann sich auf über 40 Grad erwärmen. Relativ kühl bleibt es hingegen unter den Vordersitzen. Hier ist deshalb der beste Platz für Medikamente on Tour. Für die richtige Temperatur der Medikamente während der Reise sorgen zusätzlich in der Apotheke erhältliche Isoliertaschen. Sie sind in diversen Größen zu haben und können mit einem Kühlelement ausgerüstet werden, falls Arzneimittel bei bestimmten Temperaturen gelagert werden müssen. Die Arzneimittel dürfen jedoch keinen direkten Kontakt mit dem Kühlelement haben. Denn sonst drohen sie einzufrieren und nach dem Auftauen ihre Wirkung zu verlieren. Um das Einfrieren zu verhindern, sollten Sie Arzneimittel deshalb gut mit einem Handtuch umwickeln und anschließend geschützt in die Kühlbox legen.

    Was darf über die Grenzen?

    Bei Medikamenten wie Insulin oder Betäubungsmitteln gelten unterwegs besondere Regeln. Insulin sollten Sie in einer Kühlbox mit Kühlakku transportieren. Für Menschen mit Diabetes empfiehlt es sich zudem, eine ärztliche Bescheinigung mitzuführen. Wenn Sie diese vorzeigen, dürfen Sie das Insulin und benötigtes Zubehör in der Regel auch mit an Bord eines Flugzeugs nehmen. Im Zweifel gibt Ihre Fluggesellschaft Ihnen Auskunft darüber, welche Bescheinigungen Sie brauchen.

    Innerhalb der Mitgliedsstaaten des Schengener Abkommens dürfen Sie Arzneimittel für den Eigenbedarf über die Grenzen mitführen. Für Betäubungsmittel ist jedoch eine ärztliche Bescheinigung erforderlich, die von der jeweiligen Landesgesundheitsbehörde beglaubigt ist. Beim Auswärtigen Amt können Sie sich darüber informieren, welche Staaten Mitglieder des Schengener Abkommens sind. Für alle anderen Länder gelten individuelle Bestimmungen. Die diplomatischen Vertretungen des jeweiligen Reiselandes informieren Sie über die jeweils benötigten Dokumente.

    Arzneimittel nicht im Bad lagern

    Am Urlaubsort angekommen, ist die Minibar im Hotelzimmer der richtige Aufbewahrungsort für Arzneimittel, die kühl gelagert werden müssen. Im Zweifelsfall sollten Sie sich vorweg mit dem Hotel abstimmen, ob eine Minibar vorhanden ist. Falls nicht, ist auch hier die Isoliertasche eine Alternative. Ein Großteil der Arzneimittel ist bei Zimmertemperaturen von 15 bis 25 Grad gut aufgehoben. Trockene und lichtgeschützte Plätze sind für die Lagerung optimal. Wenig geeignet sind dagegen Badezimmer: Die stark schwankenden Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit können sich negativ auf die Qualität der Arzneien auswirken. Ein Tipp gilt für alle Medikamente: Am besten lagern Sie die Arzneimittel in der Original-Verpackung. Außerdem sollten Sie den Beipackzettel aufheben, da hier spezielle Lagerungshinweise vermerkt sind.

    Medikamente auf den Prüfstand stellen

    Einige Arzneiformen wie Dosieraerosole oder Zäpfchen können im Sommer durch Hitze unbrauchbar oder unwirksam werden. Bei einer zu starken Erwärmung drohen Spraydosen aufzureißen oder zu explodieren. Zäpfchen wiederum können schmelzen. Beim Abkühlen verteilt sich der Wirkstoff dann in der Zäpfchengrundlage ungleichmäßig, wodurch die Wirkung des Arzneimittels beeinflusst wird. Vor der Einnahme eines Medikaments sollten Sie deshalb immer einen genauen Blick darauf werfen: Sind Farbe oder Geruch verändert? Ist die flüssige Arznei plötzlich ausgeflockt? Haben die Kapseln Risse? Bestehen optische Veränderungen oder Beschädigungen am Arzneimittel, ist es ratsam, das Mittel gegen ein Neues auszutauschen.

    Erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut

    Eine weitere Besonderh eit im Sommer: Einige Arzneimittel reagieren zusammen mit Sonnenlicht und können phototoxische Reaktionen auslösen. Darunter versteht man sonnenbedingte Hautreaktionen, die sich zum Beispiel ähnlich wie ein Sonnenbrand durch Rötungen, Pusteln oder Juckreiz äußern. Darüber hinaus sind auch hartnäckige Hautverfärbungen möglich. Diese Hautreaktionen können bei der Einnahme von Entwässerungsmitteln, entzündungshemmenden Stoffen, Antibiotika, Antidepressiva oder herzwirksamen Substanzen, aber auch Naturheilmitteln wie Johanniskraut eintreten. Ob und wie sich eine Lichtempfindlichkeit der Haut zeigt, ist zudem von Ihrer individuellen Hautbeschaffenheit abhängig. Lassen Sie sich am besten vor der Reise in Ihrer Apotheke beraten, ob Ihre Arzneimittel die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen. Meiden Sie am Urlaubsort eine direkte Sonneneinstrahlung in der Zeit von 11 bis 15 Uhr. Zusätzlich sollten Sie für ausreichenden Sonnenschutz sorgen. Dann steht einem erholsamen Urlaub nichts mehr im Wege.

    Bei Unsicherheit hilft der Apotheker

    Sie nehmen ein Arzneimittel ein und wissen nicht, ob es Besonderheiten beim Lagern und Transportieren  dieses Medikaments gibt? Dann wenden Sie sich am besten an Ihren Apotheker. „Apotheker informieren ihre Patienten gerne über alles, was im Urlaub bei der Lagerung von Medikamenten zu beachten ist“, betont Thomas Benkert, Vizepräsident der Bundesapothekerkammer.


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Schmerzen in Muskeln und Gelenken?

Schmerzen in Muskeln und Gelenken?

Möglichkeiten der Selbstmedikation
Nicht nur Sportsfreunde leiden ab und zu unter Muskel- und Gelenkschmerzen. Lesen Sie hier, wie Sie akute und leichte Beschwerden selbst behandeln.
  • Beim Sport ist es schnell passiert: Eine falsche Bewegung und ein plötzlicher Schmerz durchzieht Muskeln oder Gelenke. Stumpfe, also nicht blutende Sportverletzungen wie Zerrungen, Prellungen oder Verstauchungen machen sich bei den Betroffenen durch Schmerzen und Schwellungen an der entsprechenden Stelle bemerkbar. Reizungen und Entzündungen von Extremitäten treten bei deren Überbeanspruchung auf. Auch Fehlhaltungen oder länger andauernde einseitige Bewegungen können Muskelverspannungen verursachen. Bei leichten, sportlich bedingten Muskel- und Gelenkschmerzen sowie bei milden Verlaufsformen entzündlicher Gelenkerkrankungen bietet sich eine Selbstmedikation mit Mitteln aus der Apotheke an. Die Pharmazeutin Dr. Sabine Werner stellt in der Deutschen Apotheker Zeitung entsprechende Präparate zur selbstständigen Behandlung von Schmerzen und Entzündungen der Gelenke und Muskeln vor. Nähere Informationen über Risiken und Nebenwirkungen sowie zur Anwendung und Dosierung erhalten Sie in Ihrer Apotheke.

    Selbstmedikation von oralen NSAR

    Laut der Expertin eignen sich in vielen Fällen die Anwendung von nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAR): Diese Medikamente wirken nicht nur schmerzstillend und entzündungshemmend, sondern führen ebenso dazu, dass Schwellungen zurück gehen. Als geeignete Mittel empfiehlt Dr. Werner Präparate mit den Wirkstoffen Diclofenac und Ibuprofen. Da ersteres erst für Betroffene ab 14 Jahren geeignet ist, sollten Eltern beim Behandeln ihrer jüngeren Kinder auf Ibuprofen zurück greifen. Bem Anwenden von Diclofenac ist es wichtig, dass Erwachsene täglich nicht mehr als dreimal 25 Miligramm (mg) einnehmen; bei Ibuprofen beläuft sich die Höchstdosis für Erwachsene auf dreimal täglich 400 mg. Falls die Beschwerden ab dem vierten Anwendungstag nicht abklingen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

    Nebenwirkungen von oralen NSAR

    Bei der Einnahme von oralen NSAR können Beschwerden im Verdauungstrakt auftreten. Des Weiteren ist bekannt, dass die Einnahme von Diclofenac thromboembolische Ereignisse auslösen kann. Falls Sie an einer Herzinsuffizienz leiden, sollten Sie deshalb auf andere Mittel zurückgreifen. Dies gilt ebenso für Personen mit bestimmten Durchblutungsstörungen. Auch Menschen mit anderen Erkrankungen wie mit Diabetes mellitus, Hyperlipidämie oder Bluthochdruck zählen zur Risikogruppe für thromboembollische Ereignisse, bei diesen ist eine Anwendung von Declofenac nur auf zurückhaltende Art und Weise empfohlen. Bei der Wahl des geeigneten Präparats ist es daher wichtig, dass Sie sich mit Ihrem Apotheker besprechen und ihn über vorliegende Beschwerden, Erkrankungen sowie über aktuelle Medikamente informieren.

    Selbstbehandlung mit Gels und Cremes

    Neben den oral einzunehmenden Medikamenten können Betroffene beim Behandeln von Gelenk- und Muskelschmerzen auf Mittel zurückgreifen, die lokal angewendet werden. War deren Wirkung lange Zeit umstritten, so liegen für Diclofenac, Ibuprofen, Ketoprofen und Piroxicam mittlerweile Studien vor, die deren effektivere Wirksamkeit im Vergleich zu Placebo belegen. Die genannten Wirkstoffe sind als Gel und Creme von unterschiedlichen Herstellern und in unterschiedlichen Formen erhältlich. Die Mittel mit Ibuprofen werden gewöhnlich dreimal und die mit Diclofenac und Piroxicam viermal täglich dünn aufgetragen und sanft einmassiert. Dabei ist es wichtig, dass Mittel nicht auf offenen oder entzündeten Stellen anzuwenden. Die maximale Anwendungsdauer von meist ein bis drei Wochen sollte nicht überschritten werden. Falls nach dem Behandeln das Anlegen eines Verbandes notwendig ist, empfiehlt es sich, hiermit noch ein paar Minuten warten. Als Nebenwirkungen sind lokale Rötungen und Reizungen bekannt. Die Wirksamkeit ist nicht nur bei den einzelnen Wirkstoffen unterschiedlich. Auch die verschiedenen Präparate mit demselben Wirkstoff können aufgrund der unterschiedlich verwendeten Menge der übrigen Bestandteile in ihrer Effektivität variieren. Fragen Sie deshalb Ihren Apotheker, welches Mittel in Ihrem Fall das am geeignetsten ist.

    Selbstbehandlung mit Pflastern und Sprays

    Eine weitere Möglichkeit, die Gelenk- und Muskelschmerzen äußerlich zu behandeln, besteht in der Anwendung von Diclofenac-haltigen Pflastern. Der Wirkstoff benötigt in dieser Form zwar länger bis er freigesetzt ist, jedoch ist dessen Menge höher als bei den halbfesten Hautmitteln. Die Pharmazeutin informiert, dass höchstens zwei 10 x 14 Quadratzentimeter (cm2) große Pflaster täglich aufgeklebt werden dürfen, wobei die Anwendungsdauer ein bis zwei Wochen nicht überschreiten sollte. Daneben können Betroffene diesen Wirkstoff in Form von Sprays auf die betroffene Stelle auftragen und anschließend leicht einreiben. Die maximale Anwendungsdauer beträgt hierbei bis zu dreimal täglich fünf Sprühstöße, um die Gelenk- und Muskelbeschwerden selbstständig gezielt zu behandeln.

    Quelle: Dr. Sabine Werner: Muskel- und Gelenkschmerz? Behandlungmöglichkeiten in der Selbstmedikation. In: Deutsche Apotheker Zeitung, Heft 16, April 2015, S. 36-39.


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Homöopathie fürs Herz

Homöopathie fürs Herz

Begleitbehandlung mit Homöopathika
Bei vielen Herzerkrankungen kann die Homöopathie die schulmedizinische Behandlung sinnvoll unterstützen. Ein Überblick über die wichtigsten homöopathischen Mittel bei Herzleiden.
  • Herzbeschwerden gehören immer in ärztliche Behandlung. Bei vielen Erkrankungen des Herzen bietet die Homöopathie jedoch eine gute Möglichkeit, die konventionelle Therapie zu unterstützen. So kann beispielsweise die Verträglichkeit der Herzmedikamente mit homöopathischen Mitteln verbessert werden. Dr. med. Markus Wiesenauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Homöopathie, Naturheilverfahren und Umweltmedizin, hat in der Fachzeitschrift PTAheute die wichtigsten Homöopathika bei Herzerkrankungen vorgestellt.

    Homöopathie bei Herzrasen und nächtlichem Aufschrecken

    Nächtliches Aufschrecken mit Herzrasen erfordert eine ärztliche Abklärung. Doch nicht immer zeigen sich bei der ärztlichen Untersuchung Auffälligkeiten, die auf eine organische Ursache der Beschwerden hinweisen. Kann eine Herzerkrankung ausgeschlossen werden, sind homöopathische Mittel gut geeignet, die Beschwerden zu lindern. Dr. Wiesenauer nennt als geeignetes Mittel gegen nächtliches Herzrasen, das mit Ängsten und Schlafstörungen verbunden ist, Aconitum napellus D 12 (Blauer Eisenhut). Im akuten Fall helfe ein Einmalgabe von fünf Globuli. Um den Beschwerden längerfristig vorzubeugen, können zweimal täglich fünf Globuli genommen werden, über die Dauer von maximal drei Wochen.

    Während dieser Zeit sollte das Herzrasen abklingen.

    Als vergleichbar wirkendes Mittel betrachtet der erfahrene Homöopath Leonurus cardiaca (Herzgespannkraut), welches auch als Betablocker der Homöopathie bekannt ist. Die Leitsymptome für den Einsatz dieses Mittels sind Herzklopfen und Herzjagen, innere Unruhe, Zittern der Hände und Engegefühle am Hals. Der Experte weist darauf hin, dass ein Engegefühl am Hals zusammen mit einem beschleunigten Puls auf eine Überfunktion der Schilddrüse hinweisen kann. Leonorus cardiaca D6 eigne sich – dreimal täglich fünf Globuli eingenommen – auch zur Add-On-Therapie (Begleitbehandlung) bei einer Schilddrüsenüberfunktion, so der Allgemeinmediziner und Naturheilkundler.

    Homöopathische Add-On-Therapie bei Herzschwäche

    Besteht dagegen eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche), spricht man von einer organischen Herzerkrankung. Der Betroffene klagt typischerweise über Luftnot – vor allem bei Belastung – allgemein mangelnde Leistungsfähigkeit und geschwollene Beine. Laut Wiesenauer haben sich in der Praxis als Add-On-Therapie zwei homöopathische Mittel bewährt, die quasi komplementär zueinander stehen: Laurocerasus D3 (Kirschlorbeer) und Apocynum cannabinum (Amerikanischer Hanf). Sie können als Mischung, dreimal täglich zehn Tropfen, angewendet werden, um die Herztätigkeit zu unterstützen.

    Nachbehandlung nach Herzinfarkt, Bypass oder Stent

    Als Klassiker zur Nachbehandlung eines Herzinfarktes bezeichnet der Experte Myrtillocactus D2 (Heidelbeerkaktus) – selbstverständlich zusätzlich zur konventionellen Therapie. Espeletia D3 (Mönchspflanze) habe sich in der Homöopathie inzwischen einen großen Stellenwert verdient: Bei Patienten mit Erkrankungen der Herzkranzgefäße, die einen Bypass oder Stent erhalten haben, erläutert der Experte. Wiesenauer weist abschließend darauf hin, dass die genannten Mittel einige Monate lang angewendet werden müssen, um ihre Ansprechbarkeit zu erhöhen. Bei der Anwendung sollte einmal pro Woche eine eintägige Pause eingelegt werden. Über die optimale Dosierung und Anwendungsdauer berät Sie Ihr behandelnder Homöopath oder Apotheker.

    Quelle: Dr. med. Markus Wiesenauer: Gesundes Herz - auch mit Homöopathie? PTAheute, Heft 24, Dezember 2014, S. 66-67


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Rezeptfreie Mittel gegen Übelkeit

Rezeptfreie Mittel gegen Übelkeit

Übelkeit und Erbrechen stoppen
Übelkeit, ob mit oder ohne Erbrechen, lässt sich in leichten, akuten Fällen selbst behandeln. Was es bei der Selbstbehandlung zu beachten gibt.
  • Die Gründe für Übelkeit und Erbrechen sind vielfältig. Haben wir beispielsweise etwas Schlechtes gegessen, sendet der Verdauungstrakt Brechreize an das Gehirn. Dort empfängt das Brechzentrum die Reize und koordiniert die Vorgänge beim Erbrechen. Darüber hinaus können Erkrankungen des Verdauungstrakts eine Magenschleimhautentzündung oder eine Arzneimitteltherapie den Brechreiz hervorrufen. Doch nicht immer stammt der Reiz aus dem Verdauungstrakt. Auch das Gehirn selbst oder das Gleichgewichtszentrum im Ohr sind in der Lage, das Brechzentrum zu aktivieren, etwa aufgrund einer für das Gehirn nicht nachvollziehbaren Bewegung, ungewohnter Gerüche oder einer Kopfverletzung.

    Selbstbehandlung bei Übelkeit: Wann eignet sie sich?

    Grundsätzlich gilt: Suchen Sie rasch einen Arzt auf, wenn die Beschwerden von Fieber oder kolikartigen Krämpfen begleitet werden oder das Allgemeinbefinden stark beeinträchtigen! Wenn sich eine Erkrankung oder Verletzung als Ursache ausschließen lässt, die Übelkeit akut auftritt und nur leicht ausgeprägt ist, können Sie die Beschwerden zunächst selbst angehen.

    Rezeptfreie Mittel bei Übelkeit und Erbrechen: H₁-Antihistaminika

    Die Apothekerin Julia Borsch erklärt in der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ) die am häufigsten eingesetzten Mittel zur Selbstbehandlung von Übelkeit und Erbrechen: sogenannte H₁-Antihistaminika der ersten Generation. Die zugehörigen Wirkstoffe sind schon seit den 30er-Jahren bekannt und bilden damit die älteste Wirkstoffgruppe der Antihistaminika. Ursprünglich wurden sie zur Behandlung von Allergiesymptomen eingesetzt.

    Heute spielen die Wirkstoffe Diphenhydramin und Dimenhydrinat eine wichtige Rolle bei der Selbstbehandlung von Übelkeit. Beide sind zur Vorbeugung und zur symptomatischen Behandlung von Übelkeit und Erbrechen unterschiedlicher Ursache zugelassen und rezeptfrei erhältlich. Sie blockieren die Wirkung des Gewebshormons Histamin an bestimmten Rezeptoren im Brechzentrum. Dabei spielt es meist eine untergeordnete Rolle, ob der Brechreiz vom Kopf oder vom Verdauungstrakt ausgeht. Rezeptfreie Alternativen zu den beiden H₁-Antihistaminika sind pflanzliche Kombinationspräparate oder Fertigarzneimittel mit Ingwer.

    Darreichungsformen von H₁-Antihistaminika

    Diphenhydramin ist in Form von Tabletten und Zäpfen erhältlich. Auch spezielle Kinderzäpfchen sind auf dem Markt, dürfen jedoch erst ab einem Körpergewicht von 8 Kilogramm zum Einsatz kommen. Dimenhydrinat wird in Form von Tabletten, Retardkapseln, Sirup, Kaugummi, Erwachsenenzäpfchen und Kinderzäpfchen vertrieben. Auch hier gilt für die Kinderzäpfchen ein Mindestkörpergewicht von 8 Kilogramm. Dimenhydrinat ist auch gegen Schwangerschaftsübelkeit zugelassen.

    Anwendung von H₁-Antihistaminika

    Die Dosierung richtet sich nach Alter und Körpergewicht. Um einer Übelkeit vorzubeugen, zum Beispiel auf Reisen, nehmen Sie eine Dosis des Arzneimittels eine halbe Stunde bis Stunde vor Reisebeginn ein. Zur Behandlung einer bestehenden Übelkeit oder Erbrechen können Sie das Arzneimittel in mehrere Gaben über den Tag verteilt anwenden. Die Wirkung tritt etwa nach 30 Minuten ein und hält für drei bis sechs Stunden. Um einen Gewöhnungseffekt zu vermeiden, sollten Sie H₁-Antihistaminika nur kurzfristig einsetzen. Wenden Sie sich an einen Arzt, wenn die Beschwerden länger als drei Tage dauern.

    Nebenwirkungen von H₁-Antihistaminika

    Die Apothekerin Borsch weist darauf hin, dass beide Wirkstoffe müde machen. Bei Diphenhydramin ist dieser Nebeneffekt besonders stark ausgeprägt. Es wird in höherer Konzentration sogar als rezeptpflichtiges Schlafmittel vertrieben. Diphenhydramin kann die Verkehrstauglichkeit verschlechtern, sodass Sie nach der Einnahme auf Autofahren verzichten sollten.

    Weitere mögliche Nebenwirkungen der beiden Wirkstoffe betreffen das Nervensystem und verursachen Beschwerden wie Mundtrockenheit, Kopfschmerzen oder eine verlangsamte Verdauung. Bei Säuglingen, Kleinkindern und Menschen mit Asthma besteht ein erhöhtes Risiko für Atembeschwerden. In diesen Fällen sollten Sie H₁-Antihistaminika nur nach Rücksprache mit einem Arzt anwenden. Auch bei älteren Menschen ist Vorsicht geboten, bei einer bestehenden Epilepsie oder angeborenen Herzfehlern ist von einer Anwendung abzusehen. Weiterhin gilt: Verzichten Sie während der Einnahme eines H₁-Antihistaminikums auf Alkohol, da dieser mögliche Nebenwirkungen verstärkt. Zu weiteren Nebenwirkungen und Kontraindikationen berät Sie Ihr Arzt oder Apotheker.

    Übelkeit mit Erbrechen: Elektrolytverlust ausgleichen

    Bei Erbrechen verliert der Körper wertvolle Flüssigkeit und Elektrolyte, wie bestimmte Eiweiße oder Mineralstoffe. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt zum Ausgleich der Verluste Getränke mit einer Mischung aus Traubenzucker (Glucose) und Salzen wie Kochsalz, Natriumcitrat und Kaliumchlorid.  Der Traubenzucker ist wichtig, damit der Darm die Salze und das Wasser aufnehmen kann. Das Hausmittel „Cola und Salzstangen“ enthält nicht das richtige Mischverhältnis, um den Elektrolytverlust auszugleichen. Verwenden Sie stattdessen Elektrolytlösungen aus der Apotheke, denn diese entsprechen den WHO-Richtlinien und helfen verlässlich.

    Quelle: Julia Borsch: Nicht übel. Deutsche Apothekerzeitung, 154. Jahrgang, Heft Nr. 44, 30.10.2014, S. 34-38.


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